Lilypie Dritter Ticker

Montag, Dezember 08, 2008

Abtreibung Ja oder nein?

Vor einiger Zeit war ich zum Klassentreffen. Da wir uns (jedenfalls einige) schon seit längerem nicht gesehen hatten, stellten wir uns nochmal vor (Ausbildung, Familienstand usw.). Ich erzählte also dass ich verheiratet bin, drei Kinder habe und zur Zeit zu Hause bin (also Hausfrau). Da kam ein Einwurf  " Mensch, da wirst du ja von einigen beneidet" Es folgte Stille. Einige Sekunden war es totenstill. Ich muss zugeben, dass ich etwas mit den Tränen zu kämpfen hatte. Etwa die Hälfte der Anwesenden wussten nämlich das Margarethe mit Down-Syndrom zur Welt kam und die beneideten mich nicht. Was soll man in solch einem Moment sagen?

Das Treffen war aber trotzdem sehr schön. Wir hatten viele alte Fotos mit aber auch welche von unseren Familien. Und ich natürlich auch welche von meinen Kindern. 
Und wie soll es anders sein. Die Frage der Fragen kam: Habt ihr es vorher gewusst? 

Ich war doch von den Ansichten Einiger überrascht: Etwa  45% hätten sich für eine Abtreibung entschieden, 40% sagten dazu gar nichts (aber ich denke sie tendieren zur Mehrheit) und nur 5% hätten sich für das Kind entschieden.
Ist das nicht erschreckend.  
Und dann sitzt man da und fühlt sich sehr sehr allein. ich habe es mir an dem Abend nicht anmerken lassen. Es hat mich aber noch einige Tage danach beschäftigt. Ich habe Margarethe angesehen und darüber nachgedacht, was so falsch an ihr ist, dass so viele ihrem Leben ein Ende gesetzt hätten. Es ist nicht immer einfach mit ihr. Das gebe ich zu. Doch es gibt auch Kinder ohne Down-Syndrom die nicht einfach sind. Die meisten Schwierigkeiten erhalten wir doch durch unsere Umwelt und da stehen die deutschen Behörden an erster Stelle. 
Aber man wächst ja mit seinen Aufgaben. 

3 Kommentare:

Ulli hat gesagt…

Das ist wirklich keine einfache Situation für Dich, zumal Du ja noch nicht so lange drin steckst.
Aber wir können vor allem deshalb vorbehaltlos JA sagen, weil wir wissen, was es bedeutet ein Kind mit DS zu haben. Die Mehrheit (45 +40%) weiß das gar nicht. Und vor dem, was man nicht kennt, hat man eben Angst. Würde uns vielleicht auch nicht anders gehen. Die Leute wollen dann offen und ehrlich sein, und merken gar nicht, wie sehr sie uns verletzen. Wenn die anderen so "offen" sind, dann müssen wir es eben auch sein. Ist aber gar nicht so einfach, ich weiß. Vor allem fallen einem die passenden Worte immer er hinterher ein.

LG und eine schöne restl. Adventszeit
Ulli

Gabriela hat gesagt…

Ich habe seit längerer Zeit wieder einmal in deinen Blog gefunden und bin betroffen durch das, was du beschreibst. Wahrscheinlich sind diese Momente noch lange die schwierigsten, wo wir in eine Umgebung kommen, die auf unsere Situation so nicht vorbereitet ist. Mich tröstet oder versöhnt es manchmal zu wissen oder zu ahnen, dass ich selber wohl auch oft in der anderen Rolle bin, wo ich mich eben nicht in die Situation meines Gegenübers wirklich versetzen kann. (Partner mit MS, Tochter mit Magersucht, ungewollte Kinderlosigkeit usw.)
Wenn du nichts dagegen hast, verlinke ich dich gerne auf meiner Seite.

Liebe Grüsse, für dich wohl unbekannterweise :-)

Gabi

Anonym hat gesagt…

Ich habe seit längerer Zeit mal wieder auf dieser Seite nachgelesen, wie es Euch so geht. Dein Bericht vom Klassentreffen hat mich sehr traurig gemacht, weil ich es so schade finde, dass Ihr immer wieder solche Dinge erlebt.
Zum Glück hatte ich solche Erfahrungen fast nie. Wir haben ja bei Lukas vorher gewusst, dass er das Down-Syndrom hat, und das war dann schließlich von all seinen Krankheiten das Unwichtigtste, und ich bin total froh über die Zeit, die ich mit ihm verbringen durfte. Aber ich hatte auch das Glück, dass total viele Leute total positiv auf Lukas reagiert und ihn ins Herz geschlossen haben.
Nun, Ihr wisst ja sicher auch, was Ihr an Eurer Margarethe habt! Sie kann übrigens jetzt schon ganz viel, was Lukas noch nicht konnte, da könnt Ihr stolz drauf sein !
Und Margarethe kann froh sein, bei Euch gelandet zu sein, und nicht bei solchen Eltern, die sich für eine Abtreibung entschieden hätten.
Zum Trost kann ich dir vielleicht noch sagen, dass nach meiner Erfahrung wohl die meisten Menschen mit einem blöden Gefühl von Klassentreffen kommen, auch wenn es keiner zugibt. Die, die einen tollen Beruf haben, sind neidisch auf die, die Kinder haben. Die, die Kinder haben, sind neidisch auf die, die Karriere gemacht haben. Die, die beides haben, sind neidisch auf die, die nicht soviel Stress haben. Die, die einen soliden Beruf haben, sind neidisch auf die, die was Kreatives, Verrücktes gemacht haben. Und sogar die, die was Tolles Kreatives gemacht haben, sind neidisch auf das normale Leben der anderen (kenne ich wirklich einen Fall !). Ich hatte auch im Sommer Abitreffen, und da war es genauso.
Ich wünsche Euch jedenfalls von Herzen, dass Ihr viel mehr positive Erlebnisse mit anderen Leuten habt, die sehen, was Margarethe für ein niedliches und liebenswertes Kind ist. Und ich wünsche Euch ganz viel Kraft und viel Spaß mit Margarethe und ihren Geschwistern !

Liebe Grüße und noch alles Gute zum neuen Jahr !

Christina